Chronik des Kirchenbezirkes Leipzig

Der Anfang in Leipzig

Die Anfänge zur Bildung einer Gemeinde der Neuapostolischen Kirche in Leipzig liegen im Jahr 1894, nachdem aus Berlin eine apostolische Familie zugezogen war, welche in der Folgezeit mit weiteren Interessierten in erreichbare Gemeinden zum Gottesdienst fuhr. Dort wurden auch die ersten Leipziger in die apostolische Gemeinde aufgenommen. Der in Leipzig studierende cand. theol. Bernhard Wiesel reiste in seiner ersten Begeisterung für seinen neuen Glauben gleich nach Wolfenbüttel zum damaligen Kirchenpräsidenten, Apostel Friedrich Krebs. Nach seinem Abschluss schlug Bernhard Wiesel eine Anstellung als Geistlicher in der evangelisch-lutherischen Kirche aus und betreute als Priester die neuapostolischen Gläubigen in Leipzig und später in Halle an der Saale. Er organisierte in den Familienkreisen wechselnd gehaltene Gottesdienste und Versammlungen. Bald reichte der Platz in den Wohnungen nicht mehr aus, und es musste nach größeren Räumlichkeiten gesucht werden.

Das erste Kirchenlokal in Leipzig wurde 1895 in der Mittelstraße 18 (heute Hans-Poeche-Straße) gefunden. Am 24.12.1895 besuchte Apostel Friedrich Krebs erstmals die Leipziger Gläubigen und nahm 38 Personen in die Gemeinde auf. Zehn Monate später, am 23.10.1896, versiegelte er die ersten Gläubigen in Halle.

1897 wurde Priester Wiesel als Evangelist ordiniert und zur Mission nach Schweden gesandt. Als neuen Vorsteher für die Gemeinde Leipzig bestellte Apostel Friedrich Krebs im August 1897 den 25-jährigen Priester Carl August Brückner aus Zwickau. Die Gemeinde entwickelte sich zusehends. Den steigenden Mitgliederzahlen entsprechend wurde im Jahr 1899 ein größerer Raum in der Hospitalstraße 14 (der heutigen Prager Straße) angemietet. Auf einen Antrag im Jahr 1901 hin wurde vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Genehmigung zur Anerkennung der Gemeinde erteilt. Es erfolgte am 8. Juli 1902 der Eintrag in das Vereinsregister des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig mit dem Namen „Neuapostolische Gemeinde zu Leipzig“. Als der Mietraum in der Hospitalstraße zu klein war erfolgte 1904 der Umzug in das Haus Johannisplatz 3.

Die Entwicklung zum Kirchenbezirk Leipzig

Das rasche Wachsen der Mitgliederschar veranlasste die Apostel, nachdem schon in Halle in der Pfälzer Straße 17 eine Kirche gebaut wurde, ein eigenes Kirchengebäude in Leipzig bauen zu lassen. Dieses Vorhaben wurde sehr bald in die Tat umgesetzt. Die Einweihung der neuen Kirche in der Sigismundstraße 5 erfolgte am Sonntag, den 9. Juni 1912, durch das Kirchenoberhaupt, Stammapostel Hermann Niehaus. In diesem Kirchengebäude befanden sich auch zwei Wohnungen und der Verlag Friedrich Krause, der das damalige neuapostolische Schriftgut und die Gesangbücher vertrieb.

Unstimmigkeiten zwischen dem 1905 ordinierten Apostel Carl August Brückner und dem Stammapostel Hermann Niehaus führten den Apostelbezirk Dresden (Sachsen, Thüringen, Schlesien, Böhmen) und  die Gemeinde in Leipzig in eine folgenschwere Krise, welche zur Trennung des Apostels Brückner von der Neuapostolischen Kirche führte. Etwa ein Drittel der Leipziger Mitglieder ging mit Apostel Brückner. Sie gründeten am 5. Mai 1921 den Reformiert-Apostolischen Gemeindebund, dem sich im Laufe des Jahres 1921 etwa 6.000 neuapostolische Christen des Bereiches anschlossen.

In dieser Zeit mühten sich der Stammapostel Hermann Niehaus und sein Helfer, Apostel Johann Gottfried Bischoff, sehr um den auf 3.000 Mitglieder zusammengeschmolzenen Apostelbezirk Dresden. Im Mai 1921 wurde der Hirte Friedrich Stiegler aus der Gemeinde Leipzig als Bezirksvorsteher, im September als Bischof und am 30. April 1922 zum Apostel für Sachsen, Thüringen, Schlesien und Böhmen ordiniert. Der Name des neuen Apostelbezirkes wurde Leipzig. Langsam, aber doch zunehmend erholte sich auch die Leipziger Gemeinde. Aus ihr entstanden weitere Neben- und Tochtergemeinden, die den Kirchenbezirk Leipzig entstehen ließen. Sein Gebiet umfasste die Leipziger Tieflandbucht, die im Süden in das Mittelsächsische Bergland übergeht und in Nord-Richtung von der Weißen Elster, der Pleiße und der Mulde durchflossen wird. 1923 bilden die Gemeinden Leipzig, Dresden, Zwickau, Chemnitz, Aue, Eibenstock, Meißen, Meerane, Radeberg, Bautzen und Sauerbach in Böhmen den Kirchenbezirk Leipzig. Die weiteren umliegenden Gemeinden Halle, Merseburg, Weißenfels, Delitzsch, Ammendorf, Schkeuditz und Zeitz gehörten seit 1924 zum neuen Kirchenbezirk Halle (Saale).

Im Kirchenbezirk Leipzig wirkten in den Jahren folgende Bezirksvorsteher: 1921-1922 Bischof Friedrich Stiegler, 1922-1929 Bezirksevangelist Friedrich Wilhelm Krause, 1929-1933 Bezirksältester Otto Köcher, 1933-1953 Bezirksältester Otto Berger.

 

Die weitere Entwicklung nach 1945

Der 2. Weltkrieg riss große Lücken in den Kreis der Gemeindemitglieder und Amtsträger. Auch die Kirche in der Sigismundstraße wurde durch Bomben schwer getroffen und musste mühevoll durch die Gemeinde wieder aufgebaut werden. Nach dem Krieg kamen viele Aussiedler aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands in den Leipziger Raum, sodass sich viele neue Gemeinden bildeten. Im Verlauf der Zeit umfasste der Kirchenbezirk Leipzig bis zu 48 Gemeinden und Stationen von unterschiedlicher Größe. Die neuapostolischen Christen brachten sich aktiv in das Gemeindeleben ein, ob in der Mitarbeit im Chor und in der Musik, in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sowie in der Pflege und in der Renovierung der Kirchenlokale.

In der Zeit der DDR wirkten als Bezirksvorsteher 1953-1965 Bezirksältester Emil Schönleiter, 1965-1975 Bezirksältester Hans-Jochen Poege, 1975-1977 Bischof Gerhard Kretschmar, 1977-1978 Bezirksältester Fritz Nehrkorn, 1978-1980 Bischof Velten Hoffmann,1980-1982 Bezirksältester Fritz Nehrkorn.

Die Zentralkirche in Leipzig-Mitte war in diesen Jahren oft der Versammlungsort für große Gottesdienste und Veranstaltungen. Den Kirchenbezirk Leipzig besuchten 1966 alle Bezirksapostel der DDR. Im Jahr 1978 und 1979 hielten die Stammapostel Ernst Streckeisen und Hans Urwyler Festgottesdienste in der Kirche Leipzig-Mitte ab. Ebenso fanden in der Kirche Konzerte und Tonaufnahmen des Zentralchores und des Zentralorchesters der Gebietskirche Sachsen-Thüringen statt.

Die Entwicklung nach 1989

Die politische Wende in der DDR erweiterte die kirchlichen Möglichkeiten enorm. So konnten nun die Stammapostel Richard Fehr, Wilhelm Leber und Jan-Luc Schneider öfters den Kirchenbezirk Leipzig besuchen. Es finden jährlich Kinder- und Jugendtage statt. Seit 1996 gibt es im Bezirk Leipzig die Reihe "Geistliche Abendmusiken". Die Wende veränderte aber auch den Zustand in den Gemeinden. Einerseits konnten nun viele neue Kirchen gebaut werden, andererseits ließ aber das Interesse am Glauben nach. Auch die Wirkungen des Wegzuges infolge mangelnder Arbeitsmöglichkeiten und die demographische Entwicklung der Bevölkerung in Ostdeutschland führten dazu, dass kleine Gemeinden zu größeren Gemeinden zusammengefasst wurden.

Diese Zeit begleiteten als Bezirksvorsteher 1983-1995 Bezirksältester Klaus Brigmann und 1995-2011 Bezirksältester Wolfgang Kleine. Seit 2011 wird der Kirchenbezirk Leipzig durch Bezirksältesten Thomas Cramer geführt. Am 21. Juni 2016 kam es zu der Fusion mit dem 1924 ausgegliederten Bezirk Halle (Saale). Der neue Kirchenbezirk Leipzig umfasste nun 23 Gemeinden mit über 4.000 Mitgliedern.

Jugendtag 2018 in Leipzig

Ein besonderer Höhepunkt in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche in Leipzig war der erste gemeinsame Jugendtag der 2016 neu entstandenen Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland. Er fand vom 15. bis 17. Juni 2018 auf dem Gelände der Leipziger Messe statt. Höhepunkt war ein feierlicher Gottesdienst am Sonntag mit dem Kirchenoberhaupt Stammapostel Jean-Luc Schneider, den über 9.000 Teilnehmer vor Ort erlebten.