Gott suchen – Festgottesdienst zum 4. Advent

Am vierten Advent erlebten die Geschwister der Gemeinden Leipzig-Mitte, Eilenburg, Grimma, Naunhof, Taucha, Wurzen und Zwenkau einen besonderen Festgottesdienst mit Bezirksapostel Wilfried Klingler.

Als Grundlage für den Gottesdienst diente der erste Teil des Verses 1 aus Maleachi 3:

„Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht …“

Zunächst dankte der Bezirksapostel allen Geschwistern für die vielen Gebete füreinander, die Unterstützung, Liebe, gemeinsame Nachfolge und die schöne Zeit miteinander im zurückliegenden Jahr. Er äußerte aber auch für alle einen Wunsch in Anlehnung an das Chorlied „Viel Bitten hab ich Herr dir vorgetragen“: dass Gott unsere Seelen würdig machen möge und er das, was jedem Einzelnen noch fehlt, um vor ihm zu bestehen, dazugibt.

Kerngedanken aus dem Gottesdienst

  • Immer wieder sendet Gott Boten, die den Auftrag haben, den Weg zu bereiten. Der kürzeste Weg für eine Begegnung mit Gott ist, ihm entgegen zu gehen. Da das nicht ausreicht, kommt uns Gott entgegen.
  • Was suchen wir, wenn wir in die Kirche zum Gottesdienst gehen? Eine Begegnung mit Gleichgesinnten, einen Augenblick des Friedens, der Geborgenheit, Gnade – und wenn man den Kern betrachtet: Jesus Christus!
  • Die Suche nach Christus ist keine Suche nach etwas völlig Neuem, sondern nach seiner Offenbarung. Der Geist Gottes spricht zu den Menschen über und für Christus und lenkt auf diesem Weg zu Gott hin. Bereits der Prophet Jeremia sagte, dass sich Gott von dem, der ihn von ganzem Herzen sucht, finden lassen wird. Das Suchen nach Gott bedeutet, bei allem Handeln nach dem Willen Gottes zu fragen.
  • Wenn man beschimpft wird, neigt man dazu, im Affekt zu handeln. Besser ist es aber, inne zu halten. Vielleicht muss manches so sein, damit wir zu einer Glaubensgelassenheit kommen und Gott uns segnen kann.
  • Den Herrn suchen bedeutet, um Christi Willen auch einmal zu leiden.
  • Den Herrn suchen bedeutet auch, ihm zu dienen – als Amtsträger, Chorsänger, in der Ausübung übernommener Aufgaben. Dienen geht aber noch weiter. Der tiefe Sinn des Dienens liegt in der Seelsorge. Diese ist nicht in erster Linie Aufgabe des ordinierten Amtes. Jeder sollte für den Nächsten ein Seelsorger sein und sich aus der Liebe Gottes um die Seele des Nächsten sorgen. Denn durch jeden von uns möchte Gott dem Nächsten dienen.
  • Den Herrn suchen heißt, sich bewusst zu sein, dass wir der Gnade bedürfen. Wer demütig nach Gnade sucht und sich im rechten Licht gegenüber der Größe Gottes betrachtet, der wird Gnade erfahren.
  • Gott kommt zu seinem Tempel. Dabei kommt er nicht zu einer bestimmten Kirche, sondern er kommt zu denen, die ihn von ganzem Herzen suchen und auf ihn warten.

Zum Mitdienen rief der Bezirksapostel Apostel Rolf Wosnitzka und Bischof Ralph Wittich.

Apostel Wosnitzka betonte, dass Gott uns immer wieder Boten sendet, die uns daran erinnern, dass wir auf den Herrn warten. Das Warten auf den Herrn ist eine Trübsal. Trübsal meint dabei nicht etwas, was uns schwer fällt, sondern die Zeit des „Noch-nicht“. Wir beten zu Gott und er hat uns vielleicht noch nicht geholfen. Wir warten auf den Herrn und er ist noch nicht gekommen. In dieser Trübsal sollen wir geduldig sein. Wir alle sind Boten und haben den Auftrag, die Botschaft zu bringen: „Der Herr kommt wieder.“

Bischof Wittich zeigte auf, dass Suchen oft mit Erwartungen verbunden ist. In unserer Gesellschaft hört man viel von Selbstfindung. Diese Ich-Bezogenheit passt nicht zum Christsein. Christsein ist immer auf den Herrn, auf Gemeinschaft und Gemeinde bezogen. Der Bischof erläuterte den Unterschied zwischen Erwartung und Erwarten. Wir haben viele Erwartungen – an unseren Partner, unsere Kinder, an das Weihnachtsfest, … Wir erwarten auch, dass alles perfekt ist. Oft sind unsere Erwartungen aber einfach zu hoch. Das Erwarten ist ein aktiver, dynamischer Prozess – ein tätiges Warten. Den Herrn zu suchen bedeutet, ihn zu erwarten, auf ihn zu warten. John Ortberg sagte einmal: „Warten heißt, Gott zuzutrauen, dass er weiß, was er tut!“ Gerade die Adventszeit lädt dazu ein, über unser Leben und unsere Zukunft nachzudenken. Der Bischof führte ein weiteres Zitat an: „Advent heißt: Gott klopft bei uns an. Weihnachten heißt: Gott holt uns ab, egal, wo wir sind.“ (Hildegard v. Bingen). Egal, wie es dir geht – Gott ist einfach da, er ist dir nahe, auf Augenhöhe. Dann brauchst du nicht zu suchen, dann sind deine Erwartungen erfüllt.

Bezirksapostel Klingler knüpfte an diese Gedanken an und verglich das Leben mit dem Advent. Je schöner man den Advent gestaltet, umso besser wird das Weihnachtsfest. Je intensiver wir uns auf die Wiederkunft Jesu vorbereiten, umso großartiger wird das Erleben. Wir sind nicht auf Augenhöhe mit Gott, weil wir hervorragend sind, weil wir wiedergeboren sind aus Wasser und Geist oder vielleicht ein Amt haben, sondern weil Gott sich in seiner Großherzigkeit und Güte zu uns herunterbeugt. Der Herr, den wir suchen, wird kommen – welch riesige Freude wird das sein!

Nach der Feier des Heiligen Abendmahles und des Abendmahles für die Entschlafenen ordinierte der Bezirksapostel für den Kirchenbezirk Leipzig den bisherigen Evangelisten Hans-Jürgen Poege, Vorsteher der Gemeinde Zwenkau, zum Bezirksevangelisten. Er gab dem Bezirksevangelisten die Gewissheit mit auf den Weg, dass diese Entscheidung von Gott erbeten ist. Gott hat ihn gerufen und sendet ihn als Bote, die wunderbare Botschaft des Evangeliums zu verkündigen. Evangelist bedeutet Freudenbote. Künftig soll der Evangelist als Bezirks-Freudenbote dienen.

Ein weiterer Höhepunkt des Gottesdienstes war die Segensspendung zur eisernen Hochzeit für Bischof i.R. Manfred Gerisch und seine Frau Thea. Bezirksapostel Klingler stellte die Handlung unter die Überschriften des 65. und 66. Psalms: „Danklied für geistlichen und leiblichen Segen“ (Psalm 65) sowie „Danklied für Gottes wunderbare Führung“ (Psalm 66). Er verglich das Jubelpaar mit eisernen Säulen innerhalb ihrer Familie, die Unendliches bis hierher getragen haben, Stütze und Halt für viele waren und an denen man sich orientieren kann. In Zeiten, in denen es nicht so einfach war, gab der eiserne Wille „Mein Gott, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ Halt. Beide haben immer – so die Erfahrung des Bezirksapostels – viel Gotteslob, Freudigkeit und Dankbarkeit ausgestrahlt.

Der Gottesdienst wurde musikalisch durch den Bezirksseniorenchor, den Bezirksmännerchor und verschiedene Instrumentalbeiträge umrahmt.

AVH, Fotos: L.G.