Mit diesem Projekt Grenzen überwunden
Fünf Konzerte in fünf verschiedenen Bundesländern, 6.000 Zuhörer und fast 1.000 Reise-Kilometer – das Konzertprojekt „David – Sänger, König und Poet“ war ein Projekt der Superlative. Mit dem Benefizkonzert zu Gunsten der Initiative „Wasser für Afrika“ ging es am 5. September in Weimar mehr als zwei Jahre nach der ersten Probe zu Ende.
600 Zuhörer applaudieren in der Weimarhalle. Viele haben das moderne Oratorium „David – Sänger, König und Poet“ von Klaus Heizmann zum ersten Mal gehört. An diesem Abend, dem 5. September 2015, wurde es zu Gunsten der Initiative „Wasser für Afrika“ als Benefizkonzert noch einmal aufgeführt. Unter den Gästen befinden sich aber auch solche, die schon eine der anderen Aufführungen miterlebt haben. Dirigent Manuel Helmeke steht vor dem Ensemble und formt mit seinen Händen eine Geste des Dankes, applaudiert den Musikern und wirkt gelöst. Nach über 100 Probenstunden und fünf Konzerten ist das Ende des Konzertprojekts, das Ende einer Reise gekommen. „Es ist in dieser Form einmalig für mich gewesen, ich habe dadurch meine bis dahin gesetzten Grenzen überwunden“, sagt Manuel Helmeke kurze Zeit später. „Ich denke das haben auch viele der Mitwirkenden so erlebt, vor allem die, die nicht mehr in der Jugend sind und schon immer mal etwas Neues ausprobieren wollten.“
Es ist gerade Sommer, als im Jahr 2013 die ersten Proben für das Oratorium stattfinden. Das Werk, in dem mit Worten und Musik vom Leben des Königs David erzählt wird, soll beim Internationalen Kirchentag in München aufgeführt werden. Ensembleleiter Manuel Helmeke erinnert sich. „Der Manuel von 2013 war sehr unsicher, ob er das schaffen wird. Denn ich hatte noch nie zuvor ein so großes Projekt geleitet.“ Zumal er vorher nicht wissen konnte, was für ein Chor ihn erwartet, da sich alle Sänger über ein offenes Anmeldeverfahren anmelden konnten. „120 Leute, von denen man nicht weiß, ob sie singen können, in einen Chor stecken, und es kommt ein wunderbarer Klangkörper heraus, der von allen Ecken gelobt wird – das war für mich eine der großen Überraschungen dieses Projekts“, sagt der Dirigent. Ein weiterer großer Moment ist die erste Aufführung des Oratoriums in der Leipziger Paul-Gerhard-Kirche am 3. Juni 2014. „Die Kirche war voll, alle hatten die Spannung des ersten Males und die Erleichterung empfunden, als es nach intensiven Probentagen endlich aufgeführt wurde. Das war eine runde Sache für uns.“
Neben großen Momenten gilt es auch, große Herausforderungen zu überstehen. Zum Beispiel Konzerte in ganz unterschiedlichen Sälen mit wechselnder Akustik. Dabei muss das Ensemble gleich am Anfang Extreme meistern. „Beim Konzert in Leipzig hatten wir einen stimmungsvollen, engen Raum. Die Akustik in der Paul-Gerhard-Kirche war perfekt für uns.“ Das schwierigste Konzert folgt zwei Wochen später beim IKT. „Alle standen auf einer Ebene und breit auseinander, sodass man sich untereinander sehr schlecht gehört hat.“ Bei den anschließenden Konzerten wird es leichter.
Auf Deutschlandtournee
Nach den beiden Auftritten in Leipzig und München folgen noch drei weitere Konzerte. Zusammengenommen eine kleine Tournee mit nahezu 6.000 Konzertbesuchern, Stationen in fünf verschiedenen Bundesländern und etlichen zurückgelegten Reisekilometern. Vom südlichsten Konzertort München bis zum nördlichsten, Brandenburg an der Havel, sind es allein schon fast 600 Kilometer. Würde man eine Rundreise bis Weimar machen, wo das David-Oratorium zuletzt aufgeführt wurde und dabei alle Konzertorte als Zwischenziele anfahren, würde man ungefähr dieselbe Distanz wie von Berlin nach Paris zurücklegen. Dabei waren ganz so viele Kilometer zunächst gar nicht geplant gewesen.
Denn eigentlich ist das Konzert am 21. Juni 2014 in der neuapostolichen Kirche in Stendal das Abschiedskonzert. Im Anschluss gibt es auf dem Kirchengrundstück sogar eine kleine Abschlussfeier. Das soll das Ende unseres Projekts gewesen sein, fragen sich die Teilnehmer an diesem Abend und in den kommenden Tagen in den sozialen Netzwerken. Aber es ist noch nicht vorbei. Ein kleiner Fauxpas bildet den Auftakt zu einer unerwarteten Fortsetzung. „Wir haben nach dem Stendal-Konzert vergessen, die Noten einzusammeln und dann haben wir gesagt, lasst sie uns erstmal behalten, vielleicht brauchen wir sie ja nochmal“, erinnert sich Manuel Helmeke. Und siehe da, kurze Zeit später erreicht den Dirigenten eine Anfrage aus Brandenburg an der Havel. In dem 70.000-Einwohner-Ort findet in diesem Jahr die Bundesgartenschau statt. Auf der Suche nach geeigneten Veranstaltungen, die von der Neuapostolischen Kirche dort angeboten werden könnten, erinnern sich Geschwister aus der Gemeinde an die Aufführung des David-Oratoriums, die sie beim Internationalen Kirchentag gesehen haben.
Die anfängliche Skepsis, ob es wirklich noch einmal zu einem Konzert kommen wird, weicht schnell. „Die Brandenburger haben uns einfach überzeugt, weil sie sehr offen waren, sehr motiviert und den Eindruck machten, dass sie das gut stemmen können und richtig Lust darauf haben“, erklärt Manuel Helmeke. Für die Neuauflage im Jahr 2015 gibt es zunächst eine Anfrage an das ursprüngliche Ensemble und nachdem klar war, dass etwa 25 Leute aus dem Vorjahr nicht mehr dabei sein können, wird ein neuer Aufruf gestartet, sodass es in diesem Jahr das ein oder andere neue Gesicht gibt.
Unter einem besonders guten Stern steht das Abschlusskonzert in Weimar. Denn die Miete für die Weimarhalle und das Honorar für die Gesangssolisten werden von einem ebenso großzügigen, wie anonymen Spender übernommen. „Da sind mehrere tausend Euro geflossen, sodass wir keinerlei finanzielles Risiko hatten und die Einnahmen aus dem Benefizkonzert komplett der Initiative „Wasser für Afrika“ zu Gute kommen“, sagt Manuel Helmeke. Und das sind immerhin 2.700 Euro.
Das, was bleibt
Das ist eine der bemerkenswertesten, aber nicht die einzige Episode, die von zwei Jahren David-Oratorium haften bleibt. „Was mich am meisten gepackt hat, sind die persönlichen Beziehungen der Leute untereinander. Richtige Freundschaften sind entstanden unter Menschen, die sich vorher gar nicht kannten. Es ist faszinierend, wie so etwas über Bezirks- und Altersgrenzen hinaus funktioniert,“ sagt Manuel Helmeke. Beim David Oratorium wirkten immerhin Menschen aus 15 Kirchenbezirken und mehreren Generationen mit. „Anfangs gab es viele kleine Gemeinde-Grüppchen. Wie es zusammengewachsen ist, hat man daran gesehen, wie sich alle gefreut haben, wenn sie sich in den Proben und an den Konzertwochenenden gesehen haben.“
Nicht zuletzt diese Verbundenheit prägt letztlich auch das Musizieren. „Am Anfang war man noch sehr mit den Noten beschäftigt, aber von Konzert zu Konzert gingen dann Text und Musik immer mehr unter die Haut“, sagt Sängerin Uschi Stauch. Manuel Helmeke teilt diese Sicht. „In diesem Jahr hat man gemerkt, dass die Musik gesackt ist. Die Teilnehmer haben viel freier musiziert.“ Auch der Inhalt des Werkes hinterlässt seine Spuren. Immer wieder zeigt Komponist Klaus Heizmann in seinem Werk das Verhältnis zwischen König David und Gott. „Diese Geschichte ist für mich wie ein Spiegel, durch den man in die Vergangenheit sehen kann, die man aber auch in der Gegenwart erlebt. Wenn ich mir, wie einst David, sage, ,Ich komme in dem Namen des Herrn!‘, dann kann ich diese Stärke spüren“, sagt Sänger Uwe Stephan. „Wie die Musik vor dem Hintergrund der Erlebnisse und Emotionen wirkt, die jeder Teilnehmer mit einbringt, vor allem bei den Psalm-Texten, das hat mich besonders beeindruckt und gezeigt, dass die Texte total aktuell sind“, ergänzt Manuel Helmeke.
Im Oratorium gibt es ein Lied mit dem Titel: Der Mensch sieht, was vor Augen ist. Es endet mit einem Duett zwischen dem Bariton und dem Chor. „Ich danke dir“, heißt es dabei ganz am Schluss. Der Hirtenjunge David wurde an dieser Stelle des Oratoriums gerade an den Hof König Sauls berufen, um ihm als Sänger und Spieler zu dienen. Jetzt bedankt er sich bei Gott, weil dieser ihn in seinem Dienst gesegnet hat. Worte des Dankes für ihre Mitarbeit sollen am Ende dieses Projekts auch an alle gehen, die mitgesungen und gespielt haben, an das Organisationsteam um Bianca und Jürgen Seifferth, die während der vergangenen beiden Jahre über 1.600 E-Mails empfangen oder gesendet haben, an Familie Möller für die Souvenirs und die Organisation insbesondere in diesem Jahr, an die Küchenteams an den verschiedenen Konzertorten, an alle, die durch ihre Spenden mitgeholfen haben, an alle Konzertbesucher und an alle, die ihre Hände gefaltet haben. „Ich bin dankbar“, sagt auch der Dirigent, „dass so viele mitgemacht haben, dankbar, dass dieses Projekt auf so vielen Schultern gelegen hat. Die Leute haben immer gestaunt und leuchtende Augen bekommen, wenn ich ihnen erzählt habe, wie das bei uns läuft. Und durch die Mitarbeit hatten am Ende auch viele das Gefühl, das ist mein Projekt gewesen.“
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