Mit Gott ist alles möglich
Unter dem Motto „Mit Gott ist alles möglich“ erlebten 100 Jugendliche aus den Kirchenbezirken Leipzig und Torgau vom 15. bis 17. August ein gemeinsames Wochenende in der Jugendherberge im sächsischen Limbach-Oberfrohna.
Kinder klettern über einen Hindernisparcours, Jugendliche spielen Fußball - die Hintergrundbilder und die Geräuschkulisse sind ungewöhnlich für einen Gottesdienst. Unbeeindruckt davon tritt Dienstleiter Priester Rainer Lippold an den Altar und blickt in die Gesichter von rund 100 Jugendlichen, die sich unter freiem Himmel in einer Außenanlage versammelt haben, die ein bisschen an ein römisches Amphitheater erinnert. Es ist der letzte Tag der Jugendfreizeit der Bezirke Leipzig und Torgau auf dem Gelände der Jugendherberge Limbach-Oberfrohna. Vor Priester Lippold liegt das Wort „Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ aus Lukas 18, 27 aufgeschlagen. In seiner Predigt geht der Leipziger Bezirksjugendleiter auf das Jugendalter ein, in dem man oftmals das Gefühl hat, dass Gott nicht da sei. Aber in den richtigen Momenten merke man, dass er bedingungslos zu seinen Kindern hält. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob es ein Dach zwischen den Menschen und Gott gebe, sagt der Dienstleiter mit Blick auf den Gottesdienst im Freien. Nach einer Predigtzugabe von Evangelist André Hager, dem Bezirksjugendleiter von Torgau, tritt noch Diakon Christian Schweda an den Altar. Er erinnert die Jugendlichen daran, wie wichtig es ist, die Gottesdienste zu besuchen. Denn oftmals fühle sich eine Predigt so an, als würde Gott den Einzelnen persönlich ansprechen. Christian Schweda rät den Jugendlichen außerdem, jede Möglichkeit zu nutzen, um Gemeinschaft miteinander zu haben.
Mit Gott ist alles möglich – am Sonntagmorgen ist das besonders spürbar. Schon deswegen, weil der Gottesdienst überhaupt im Freien stattfinden kann. Zwischen wenigen Wolken und umweht von einem lauen Lüftchen strahlt die Sonne hervor. Das ist an diesem Wochenende nicht immer so. Bereits am Freitagabend, als die Jugendlichen Knüppelteig über dem Lagerfeuer backen, fallen die ersten Regentropfen. Auch der Samstagvormittag zeigt sich von seiner unfreundlichen Seite. Das Geländespiel „Das WIR gewinnt“ muss dennoch nicht ins Wasser fallen. Haben sich die Jugendlichen am Vorabend noch gewundert, warum sie bei der Anmeldung verschiedenfarbige Bänder ausgehändigt bekamen, wird an diesem Tag klar: damit werden sie jetzt in sieben Gruppen eingeteilt. Eine Begebenheit aus der Bibel für ein Foto nachstellen, Begriffe zu Glaube und Kirche pantomimisch darstellen, das Überwinden eines Geschicklichkeitsparcours oder ein biblisches Kreuzworträtsel – an sieben Stationen sind Wissen, Geschicklichkeit, Kreativität aber vor allem Teamwork gefragt. Die Gruppe mit den blauen Bändern holt die meisten Punkte. Um den Sieg, sagen die Organisatoren, gehe es allerdings nicht, sondern darum, sich gegenseitig kennen zu lernen.
Am Mittag bilden sich bereits neue Mannschaften. Unter den wachen Augen von Schiedsrichter Robert Witte aus Torgau spielen beim Fußballturnier vier Teams um den Sieg. Auf dem benachbarten Feld geht es beim Volleyballspielen hoch her. Für andere Jugendliche werden Klettergerüste, die große Röhrenrutsche und für besonders Mutige das kühle Schwimmbecken zur Attraktion. Nach dem Abendessen bitten die Dirigenten Tina und Tobias Stephan, Daniel Borchert und Robert Witte zum offenen Singen, bei dem Lieder für den Gottesdienst eingeübt werden.
Als Evangelist André Hager kurze Zeit später einen Film über die Wunder Jesu zeigt, wird es ruhig im Speisesaal, in dem sich die Jugendlichen zur Abendandacht versammelt haben. Einzelne erzählen anschließend von Erlebnissen, bei denen sie das Eingreifen Gottes gespürt haben. Schließlich werden die Lichter ganz gelöscht. Jetzt könnte man seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen, wenn da nicht dieses kleine Licht wäre. Erst ist es nur ein Knick-Licht, das durch die Hände der Jugendlichen geht, die sich inzwischen in einer langen Reihe aufgestellt haben. Dann werden es immer mehr. Währenddessen flüstert Christian Schweda einer Jugendlichen etwas ins Ohr. Im Stile des Spiels „Stille Post“ gibt sie die Worte an ihren Nachbarn weiter. Das geht solange, bis Priester Lippold am anderen Ende der Schlange den Satz laut aufsagt: Die Botschaft heißt: Jesus ist auferstanden. „Wir wollten euch damit demonstrieren, wie wichtig es ist, dass jeder diesen Kernsatz aus dem Evangelium - auf Deutsch: die gute Nachricht - weitergegeben hat. Wenn nur einer nicht mitgemacht hätte, wäre die Botschaft nicht bei Rainer angekommen.“, heißt es zur Erläuterung. „Außerdem habt ihr jetzt alle ein Licht in der Hand. Vielleicht denkt ihr manchmal, dass euer Licht zu schwach ist und dass es keinen Unterschied macht, ob ihr es leuchten lasst oder nicht. Aber ihr seht es jetzt selbst: es reicht, um in diesem dunklen Raum gesehen zu werden.“ Auf die erläuternden Worte folgt Musik. In das Lied „Der Herr ist mein Licht“ stimmen auch Jugendliche ein, die sonst nicht im Chor mitsingen. Auch wenn das anschließende Lagerfeuer erneut durch Regentropfen gestört wird, fällt das erste Fazit des Wochenendes positiv aus. „Das Wetter war auf jeden Fall besser als letztes Jahr“, sagt ein junger Bruder aus Leipzig. „Die Organisation war top und die Spiele waren toll“, ergänzt ein anderer. „Ich habe schon nach kurzer Zeit nicht mehr gemerkt, dass hier Jugendliche aus zwei verschiedenen Bezirken zusammen waren“, sagt eine Jugendliche. Worte, die einen Schluss nahe legen: Auch im nächsten Jahr muss es wieder eine Jugendfreizeit geben.