Emotionen, die man nie vergisst

Schätzungsweise 6.000 Zuschauer erlebten am Freitagabend in der Olympiahalle die zweite Aufführung des Oratoriums „David – Sänger, König und Poet“. Anschließend hielt Bezirksapostel Wilfried Klingler eine Abendandacht, die musikalisch umrahmt wurde und die Zuhörer gegen 23 Uhr still in die Münchner Nacht entließ.

Orangefarbene Schals, Menschen verschiedener Hautfarben, NAK-Banner, freundliche Helfer in blauen Westen – am vergangenen Wochenende stand das Olympiagelände in München ganz im Zeichen des ersten Internationalen Kirchentags der Neuapostolischen Kirche. Gäste aus allen Erdteilen hatten sich auf dem 850.000 Quadratmeter großen Areal zusammengefunden. Am späten Freitagnachmittag waren auch über 100 Teilnehmer aus Mitteldeutschland angekommen, die am Abend Großes vorhatten.

Vor der zweiten Aufführung des Oratoriums „David – Sänger, König und Poet“ von Klaus Heizmann gab es zunächst eine kurze Probe mit Soundcheck und Verunsicherung im Chor. „Wir haben uns selber nicht so gut gehört wie beim Konzert in Leipzig. Egal ob wir laut und leise gesungen haben, es klang alles nach Mezzopiano“, sagte ein Sänger. „Wie erwartet, war das Konzert in München völlig anders als unsere Premiere in Leipzig. In einem Kirchenraum erlebt man den Gesamtklang beim Musizieren viel direkter als auf einer so großen Bühne, wo die einzelnen Klänge erst hinter dem Dirigenten für die Zuschauer zusammengemischt werden“, analysierte Dirigent Manuel Helmeke. „Aber mein Gefühl war, dass wir uns bereits nach kurzer Zeit an die ungewohnten Gegebenheiten gewöhnt hatten.“ Er täuschte sich nicht, auch weil die Tontechniker offensichtlich ganze Arbeit geleistet hatten, um den riesigen Raum mit seinen 12.500 Sitzplätzen optimal zu beschallen. Die Reaktion des Publikums auf das Konzert war, wie bereits in der Vorwoche in Leipzig, überwältigend. Unmittelbar nach den letzten Tönen standen alle an ihren Plätzen und applaudierten minutenlang. Zuhörer, die bereits das Konzert in Leipzig gehört hatten, sprachen davon, dass es „heute noch mal deutlich besser klang.“

Am frühen Morgen waren die Busse mit den Musikern in Richtung München aufgebrochen. Manche reisten mit dem eigenen Auto an und erlebten auf verstopften Autobahnen ein Verkehrschaos. Entsprechend froh durfte man sein, als alle Sänger pünktlich zum Probenbeginn auf der Bühne standen und die Spieler mit ihren Instrumenten auf ihren Plätzen saßen. Besonders Jürgen S. fiel ein Stein vom Herzen. „Wir hatten schon Sorge, ob jeder alle wichtigen Informationen bekommen hat, dass jeder pünktlich im Bus sitzt und ob das Zusammenspiel funktioniert.“ Mit seiner Frau Bianca war er maßgeblich für die Organisation des Konzertprojektes verantwortlich. Viele Stunden investierten die beiden in das Erstellen von Plänen, die Organisation der Anreise und der Unterkunft in der Jugendherberge oder die Verpflegung beim Probenwochenende und standen für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Jetzt, wo das Projekt langsam auf die Zielgerade geht, zieht Jürgen S. ein positives Zwischenfazit. „Man hat viel von dem zurückbekommen, was man investiert hat. Die Freude darüber, dass alles geklappt hat, dass keiner aus der Reihe getanzt ist, dass alle so diszipliniert waren, überwiegt alles.“ Viele Projektteilnehmer hätten sich zudem persönlich für allen Einsatz bedankt.

Nach dem Konzert, einer Zugabe und einer kurzen Pause betrat Bezirksapostel Wilfried Klingler die Bühne der Olympiahalle. Er bedankte sich zunächst für die Arbeit und den Einsatz der Musiker. Dann trat Stille an die Stelle, wo vorher scheinbar grenzenlose Begeisterung geherrscht hatte. Nachdenklich, entspannt, gerührt – der Ausdruck in den Gesichtern der Zuhörer war vielfältig, als der Bezirksapostel während einer etwa halbstündigen Andacht Bibelverse zitierte und Gedanken dazu vortrug. Musikalisch umrahmt wurden die Worte durch Choralimprovisationen von Uwe K., der bereits den Klavierpart beim David-Oratorium übernommen hatte. Nach dem gemeinsamen Schlusslied „Welch ein Freund ist unser Jesus“, das von den Streichern des Projektensembles begleitet wurde, und abschließendem Gebet verließen die Anwesenden eingestimmt auf ein Glaubensfest der Superlative den Saal.

Den Mitwirkenden beim David-Oratorium bleiben jetzt noch zehn Tage Zeit, um sich mental auf die Aufführung in Stendal vorzubereiten. „Aus den vielen Reaktionen der Mitwirkenden war zu spüren, dass die Vorfreude auf unser letztes Konzert nochmal deutlich zugenommen hat“, sagt Manuel Helmeke. „Und auch ich freue mich schon jetzt auf dieses wunderbare Erlebnis, auch wenn ein bisschen Wehmut mitklingt. Es ist schließlich das Ende dieses schönen Projektes.“