Konzert der Jugendmusiziergruppe "Michael Praetorius"
Mehr als 200 Zuhörer erlebten in der Kirche Leipzig-Mitte ein Konzert mit den "Praetorianern". Die etwa 30 Musiker zwischen zehn und 21 Jahren spielten sichtlich begeistert sowohl auf alten, als auch auf modernen Instrumenten Musik des Mittelalters, der Renaissance, des Barock und der Gegenwart.
Die schöne Tradition der Geistlichen Abendmusiken gibt es im Kirchenbezirk Leipzig nun bereits seit über zehn Jahren. Der große Saal der Kirche Leipzig-Mitte - der Hauptveranstaltungsort -, hat in dieser Zeit schon viele große und kleine Künstler gesehen. Selten jedoch sind hier ähnliche Klänge ertönt wie am 12. Mai 2007 zur 37. Geistlichen Abendmusik.
Die Jugendmusiziergruppe "Michael Praetorius" aus Leipzig präsentierte ein vielfältiges Programm, welches die Jahrhunderte ebenso frech wie kurzweilig übersprang. Etwa 30 Musiker zwischen zehn und 21 Jahren spielten sichtlich begeistert sowohl auf alten, als auch auf modernen Instrumenten Musik des Mittelalters, der Renaissance, des Barock und der Gegenwart. Der Kontakt zu unserer Kirche war durch eine junge Glaubensschwester hergestellt worden, die seit einiger Zeit Mitglied des Ensembles ist.
Der Abend begann mit "Jubilate Domino" einer Psalmmotette des Namensgebers der Gruppe. Doch bereits bevor der erste Ton erklungen war, hatten die seltenen Instrumente die Aufmerksamkeit des Publikums gefesselt. Dulcian, Schalmei, Krummhorn, Schoßharfe, Laute, Gambe und Fiedel sorgten für lang gereckte Hälse bei den Zuhörern. Die Neugier wurde befriedigt, als in einer kurzen Zwischenmoderation sowohl das Ensemble als auch seine außergewöhnlichen Instrumente vorgestellt wurden.
Kurz darauf entführte das Ensemble seine Zuhörer auf einen mittelalterlichen Markt. Die Spielmannsmusik aus dem 13./14. Jahrhundert schuf im Kirchenraum eine wunderbare musikalische Illusion vergangener Zeiten. Insbesondere Dulcian und Traversflöte überzeugten durch Spielfreude und Virtuosität.
Das erste zeitgenössische Stück des Abends war die "Konversation" von Wolfgang Stockmeier. Dazu verteilten sich die Musiker auf vier verschiedene Stellen des Kirchenschiffs und der Emporen. Das brachte nicht nur Bewegung in die Spielgruppe, auch die Köpfe und Augen der Zuhörer waren viel beschäftigt, den Instrumenten in ihrer "Unterhaltung" zu folgen.
Die hübsche "Aria sopra la Bergamasca" von Marco Uccelini führte zunächst zurück in die Zeit des italienischen Barock, jedoch nur um kurz darauf wieder einem zeitgenössischen Stück zu weichen. Der "Articulator" von Agnes Dorwarths war einer der Höhepunkte des Abends. Eine junge Flötistin wechselte vor einem staunenden Publikum behände zwischen lautmalerischem Gesang und Flötenspiel.
Es folgte wieder Musik aus dem 16. Jahrhundert: die Pavane "La Battaglia" von Tilmann Susato, die musikalische Interpretation eines Schlachtengemäldes. Hier konnte insbesondere das vielfältige Schlagwerk der "Praetorianer" brillieren. Eine programmatische Fortführung war durch den Choral "Verleih uns Frieden gnädiglich" von Balthasar Resinarius gegeben. Dabei zeigte das hauptsächlich aus Mädchen bestehende Ensemble, dass es nicht nur die vielfältigen Instrumente beherrscht, sondern auch einen hörenswerten kleinen Chor bilden konnte.
Den bekannten Pachelbel-Kanon hatte es ein wenig durcheinander gerüttelt. Dieser kleine Tiefpunkt im Programm wurde aber durch eine gelungene Interpretation des interessanten Werkes "Feuer und Eis" von Dietrich Schnabel wieder ausgeglichen. Dabei erklangen einige jazzige Töne, die dem Orchester gut von der Hand gingen.
Kurz vor Schluss interpretierte ein Flötenquartett den zeitlosen J.S. Bach mit einem Stück aus seiner "Kunst der Fuge".
Als gemeinsamer Gesang erklang noch zum 400. Geburtstag Paul Gerhardts der schöne Choral "Nun ruhen alle Wälder" in einer Fassung von Heinrich Isaac. Die ungewohnt originale, auch im neuen Gesangbuch anzutreffende Rhythmik brachte die Anwesenden zwar ziemlich durcheinander, nach drei Strophen hatte man sich dann aber doch einigermaßen gefunden. "Rausschmeißer" war ein flottes, jazziges Stück von Andrew Challinger. Der darauf folgende Applaus wirkte begeistert aber nicht überschwänglich. Sicherlich hatten viele ein traditionelleres Programm erwartet, aber abwechslungsreicher und kurzweiliger hätte man es sich wirklich nicht vorstellen können.
Den jungen Musikern konnte man ansehen, dass sie mit dem Abend zufrieden waren. Vor allem aber konnte man erkennen, dass die Freude an der Musik der Motor des Ensembles ist. Die Leitung hat(te) Sylvia Hartig, der es wohl mit zu verdanken ist, dass das Orchester immer noch in seiner besonderen musikalischen Ausrichtung Bestand hat, mit der es 1976 begründet wurde.
Zu hoffen bleibt, dass ein so besonderes, kleines Jugendorchester trotz der häufigen Mitgliederfluktuationen noch über viele Jahre bestehen wird, um den Zuhörern und auch den Mitspielern, die selten gehörte alte und neue Musik nahe zu bringen. Mit einer nach dem Konzert durch die "Praetorianer" durchgeführten Sammlung von über 500 EUR können nun weitere kostbare Instrumente restauriert oder angeschafft werden.
Umrahmt wurde das einmalige Konzert durch eine interessante Ausstellung der Silbermann-Stiftung. Diese untermalte das Gehörte für das Auge, sodass den Ausstellungs- und Konzertbesuchern die langen Instrumententraditionen offensichtlich und "offenhörlich" wurden.