"Come to my Jesus" - Ein Flashmob als Glaubensbekenntnis

Nach dem zentralen Jugendgottesdienst am 25.September 2016 in Leipzig fuhren die meisten Jugendliche direkt nach Hause. Aber nicht alle. Eine kleine Gruppe traf sich im Anschluss zu einer ganz besonderen Aktion in der Innenstadt.

Es ist einer der letzten Spätsommertage des Jahres. In Leipzig zeigt sich die Sonne noch einmal von ihrer besten Seite und lockt die Menschen zum Flanieren in die Innenstadt. Auf dem Richard-Wagner-Platz spielt ein junger Mann ein paar Töne auf dem Saxophon. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Denn wie eine Kugel Eis zu den warmen Temperaturen, gehört Straßenmusik zu dieser Stadt. Aber während der ein oder andere Passant stehen bleibt und überlegt, ob er das Lied kennt, gesellt sich plötzlich ein zweiter junger Mann hinzu, nimmt auf seiner Cajon Platz und beginnt auf dem Rhythmusinstrument einen zur Melodie passenden Beat zu schlagen. Was wird das hier? Diese Frage zeichnet sich auf den Gesichtern der interessierten Passanten ab. Dann kommt Tina Stephan mit ihrer Gitarre dazu. Und kurze Zeit später wird klar, um was es hier geht. "Ich glaube an Gott den Vater, an Christus seinen Sohn", singt sie - das christliche Glaubensbekenntnis in Liedform. 

Die drei Musiker Tina, Tobias und Robin sind nicht die einzigen Bekenner an diesem Nachmittag. Nach und nach gesellen sich - scheinbar zufällig - kleine Gruppen Jugendlicher dazu und stimmen ebenfalls in das Glaubensbekenntnis ein. Die Jugendlichen, die sich langsam zu einem Chor formieren, kommen gerade vom Jugendgottesdienst mit Apostel Jens Korbien. Mit der Bahn, dem Auto oder auch zu Fuß haben sie sich von der Kirche in der Sigismundstraße aufgemacht, um den Tag musikalisch und gemeinschaftlich ausklingen zu lassen. Und um ihren Glauben zu bekennen.

Offiziell wurde die Veranstaltung als "Offenes Singen" angekündigt. Inoffiziell handelt es sich um den ersten Flashmob im Bezirk Leipzig, eine Veranstaltung, bei der die Urheber zur Teilnahme an einer spontanen, öffentlichen Veranstaltung aufgerufen haben. Die Gelegenheit ist günstig. Denn an diesem Sonntag hat Apostel Korbien alle Jugendlichen seines neugegliederten Arbeitsbereiches nach Leipzig eingeladen. Kurz nach dem offiziellen Flyer mit dem Programm des Tages flatterte noch eine zweite E-Mail in die Postfächer der Jugendlichen. Wer Freude am Singen hat und seinen Glauben in der Gemeinschaft bekennen möchte, der ist herzlich eingeladen nach dem Jugendgottesdienst mit zum Richard-Wagner-Platz zu kommen, heißt es darin. 50 Jugendliche aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen sind diesem Aufruf gefolgt.

 

Zeugen für Christus

"Sonst kennt man das nur von Videos", sagt Franziska Marie begeistert. "Am liebsten hätte ich auf der anderen Seite gestanden und beobachtet, wie das ausgesehen hat, aber mitten drin zu sein war natürlich richtig cool", so die 16-Jährige aus dem Erzgebirge.

„Durch den Gesang kann man Emotionen ausdrücken, seinen Glauben zeigen. Im Alltag macht man das viel zu selten und da ist so eine Gelegenheit natürlich genial, wenn schon mal so viele Jugendliche zusammen sind“, sagt Michael, der auch im Chor mitsingt. Und die Musik verfehlt ihre Wirkung nicht. Etliche Passanten bleiben stehen. Viele klatschen, einige können sich nicht gegen den Zauber der Musik wehren und wippen im Rhythmus mit. Zwei junge Frauen stimmen sogar in den Gesang ein. „Dadurch, dass ich gefilmt habe, konnte ich beobachten, wie viele dazu gekommen und stehen geblieben sind. Auch so viele Kulturen, Chinesen, Afghanen, auch Menschen aus Afrika. Es muss sie schon bewegt haben, so wie sie geklatscht haben“, sagt Andreas aus Mücheln. „Geniale Aktion von der Jugend, geniale Aktion als Missionsarbeit und als Öffentlichkeitsarbeit. Einfach Bekennermut, das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Sven „auch für einen 43-Jährigen“, fügt er grinsend hinzu. Sven Oschmann ist einer der wenigen Sänger im Chor, der aus einer Generation kommt, die noch erlebt hat, wie Brüder einst das Evangelium von Haustür zu Haustür getragen haben. Weinbergsarbeit in diesem Sinne kennen die Jugendlichen nur noch aus Erzählungen. Aber an diesem Nachmittag haben sie ihren eigenen Weg gefunden die gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus zu verkünden.

"Es kommt ja nicht so oft vor, dass man Gruppen sieht, die in der Öffentlichkeit den christlichen Glauben bekennen", sagt Antje. "Das war heute ein bisschen Werbung für den Glauben." Der kleine Flashmob in Leipzig weckt in ihr auch Erinnerungen. „Das letzte Mal als wir so etwas gemacht haben, das war beim MJT auf den Domstufen in Erfurt." Im Jahr 2015 hatten 2000 Jugendliche im Rahmen des Mitteldeutschen Jugendtages am Erfurter Dom zusammen gesungen. "Hier war es ein bisschen intimer und man konnte die Leute beobachten, die stehen geblieben sind", sagt Antje. "Ich denke, beide Seiten hatten etwas davon," sagt sie. „Es war eine super Erfahrung und in der Gemeinschaft macht es einfach riesig viel Spaß seinen Glauben zu bekennen. Ich würde es immer wieder machen“, stimmt die 16-Jährige Andrea zu.

Ein kleines Stück Seligkeit ist auch in den leuchtenden Augen von Tina Stephan zu erkennen, nachdem der Chor sein kleines Programm und eine Zugabe gesungen hat. „Ich fühle mich echt grandios, denn ist einfach ganz ganz toll so viele Jugendliche hinter einem stehen zu haben." Zwar hat der ein oder andere Schwierigkeiten mit manchem Lied, denn neben der EJT-Hymne "Come to my Jesus" und bekannten Lieder aus dem Jugendliederbuch wie "Du großer Gott", werden auch Lieder wie das Glaubensbekenntnis und "You raise me up" gesungen, die noch nicht jeder im Ohr hat.  "Klar, es kannte jetzt nicht jeder alle Lieder und vielleicht hätte man vorher doch noch mal üben sollen, aber es geht um die innere Einstellung und die ist bei jedem vorhanden. Die waren alle dabei, die haben alle mitgemacht", sagt Tina entschieden. "Und 'Come to my Jesus' hat es einfach nochmal voll rausgerissen und wenn das in uns lebt – Jesus als Mittelpunkt – dann kann uns nichts passieren.“