Miteinander in Mitteldeutschland

Die Jugendfreizeit 2012 des Kirchenbezirkes Leipzig am Himmelfahrtswochenende lockte auch Jugendliche aus Sachsen-Anhalt und Thüringen an.

Wenn ihn der ungewöhnlich niedrige Altar irritiert hatte, dann ließ es sich Bezirksältester Thomas Cramer nicht anmerken. Mehr als 70 Jugendliche hatten sich vor dem mit einer weißen Decke überzogenen Tisch versammelt. Seminarraum statt Kirchensaal, hieß es beim Gottesdienst, Höhepunkt der Jugendfreizeit auf dem Gelände der Jugendherberge Dessau-Roßlau.

„Herr, hilf“ – war nicht nur die Überschrift für die Predigt am Sonntagmorgen, diese Bitte wurde auch am ganzen Himmelfahrtswochenende erfüllt. Der dezente Sonnenbrand in den Gesichtern einiger Teilnehmer, die nicht nur aus Leipzig, sondern auch aus Bad Liebenwerda, Chemnitz und Halle kamen, deutete es an: Das Wetter hatte sich im Laufe der vier Tage zunehmend von seiner sonnigsten Seite gezeigt.

Nicht nur der Blick zum Himmel verhieß Gutes, sondern auch das, was sich im Miteinander der Jugendlichen zeigte. Bereits am Donnerstag waren knapp 30 von ihnen in Dessau angereist, um am Freitagmorgen zu einem Stadtrundgang der besonderen Art aufzubrechen. Bei Fragen zur Stadtgeschichte und kreativen Aufgaben, galt es, gemeinsam als Gruppe so viele Punkte wie möglich zu ergattern. Keine Oskars, aber großen Applaus gab es etwa für die Laienschauspieltruppen. Vor dem Anhaltischen Theater in Dessau hatten sie ihre eigenen, teils modernen Interpretationen klassischer Dramen wie Macbeth, Hamlet, Romeo und Julia und Goethes Faust aufgeführt und damit nicht nur ihre Gruppenbetreuer zum Lachen gebracht. Im Anschluss wurden Plätze in der ersten Reihe beim Gottesdienst, die Blumen des Altarschmuckes und ein Wunschlied nach dem Gottesdienst als Prämie für die drei erfolgreichsten Teams ausgelobt.

Besonders im Fokus standen die Konfirmanden des Jahres 2012. Für sie war es die erste Jugendfreizeit. Während eines Warmups am Freitagabend durchliefen die sechs jungen Geschwister einen speziellen Initiationsritus: Mit einer Handvoll Teppichstücken hatten sie einen symbolischen Fluss zu überwinden. Keiner durfte zurückbleiben – was sie gemeinsam meisterten, um anschließend mit viel Applaus in den Reihen ihrer Jugendgruppen begrüßt zu werden.

Sport, Spiel, Spazieren und Baden – die Geschichte des Samstagvormittags ist schnell erzählt. Der frühe Abend stand dann schon ganz im Zeichen der Gottesdienstvorbereitung. Die Jugendstunde wurde dabei zu einer segensreichen Begegnung: Nach einem kurzen Rollenspiel, bei dem die Anfechtungen im Glaubensleben dargestellt wurden, entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch unter den 60 Teilnehmern.

Weniger einträchtig ging es beim Fußball zu. Einerseits gab es einige kleinere Verletzungen, als die Jugendlichen selber spielten – der Bolzplatz war nicht so hochwertig wie die Technik der Kicker. Holprig wurde es dann aber vor allem im Anschluss an das große Spiel, das viele am Samstagabend gemeinsam verfolgt hatten. Der Spielausgang, der manchen frustrierte und manchen erfreute, erforderte Verständnis und Versöhnungsbereitschaft. Aber nach einigen hitzigen Debatten traf man sich in der Mitte und konnte sich wieder in den Arm nehmen.

Nicht zuletzt deswegen sprachen viele Teilnehmer von einem stärkenden Impuls, der von diesem Wochenende ausging. Auch für die Konfirmanden dürfte es ein kraftvoller Auftakt ihrer Jugendzeit gewesen sein. Und weil es trotz kleinerer Ungereimtheiten ein sehenswertes Gesamtbild gewesen ist, das die Jugendlichen in diesen Tagen abgegeben haben, gilt es dort weiterzumachen, damit alle, die das gerne möchten, auch im nächsten Jahr eine stärkende Jugendfreizeit erleben können.